Emilie Bujès über «Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.»

Dieser Film, den der Dokumentarfilmer Richard Dindo in Zusammenarbeit mit dem Journalisten Niklaus Meienberg realisierte, löste bei seiner Veröffentlichung eine Kontroverse aus. 

«Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.» zeichnet anhand von Aussagen von Zeitzeugen die Lebensgeschichte des Protagonisten Ernst S. nach. Mit der Geschichte von Ernst S., die vom Scheitern geprägt ist, schreibt der Film auch die Geschichte der Schweiz im Zweiten Weltkrieg neu. Der Film bietet die Möglichkeit, die Scheinheiligkeit einer Gesellschaft zu hinterfragen, die glaubt, dem schlechten Gewissen entgehen zu können, indem sie Sündenböcke sucht und eine Zwei-Klassen-Justiz schafft.

Richard Dindo und Niklaus Meienberg – die für dieses Werk trotz seiner herausragenden ästhetischen Qualität keine «Qualitätsprämie» des Bundes erhielten – weisen auf eine Zusammenarbeit mit Deutschland während des 2. Weltkrieges hin, die von weit grösserer und verheerenderer Tragweite ist als jene von Ernst S. Ein grossartiger und kompromissloser Film, der ein eigentliches Doppelporträt ist: jenes eines Abwesenden sowie eines der Schweiz.

Der Gefreite Ernst S. war einer von 17 Schweizern, die während des Zweiten Weltkriegs von der Armee wegen Landesverrats hingerichtet wurden. Ernst S. war eher Dieb als Verräter. Dummerweise hatte er kein Geld, um sich einen Rechtsanwalt zu leisten, was ihm Kopf und Kragen kostete. Der Dokumentarfilm nach dem Buch von Niklaus Meienberg ist aus der Perspektive von Zeitzeugen erzählt, die Ernst S. auf seinem kurzen Lebensweg begegnet sind.