Cristina Trezzini über «Die Herbstzeitlosen»

Die Weltpremiere von «Die Herbstzeitlosen» im Jahr 2006 in Locarno ist mir noch so präsent, als wäre sie gestern gewesen. Die Idee, eine für das Fernsehen produzierte und erst noch Schweizerdeutsch gesprochene Komödie auf der Piazza Grande zu zeigen, hatte lange nicht alle begeistert. Doch schon wenige Minuten nach Beginn der Vorführung schienen alle Zweifel über die Richtigkeit der Wahl verflogen. In einem unaufhaltsamen Crescendo eroberte die Hauptdarstellerin Martha mit ihrer überschwänglichen, sympathischen und lebensfreudigen Art die Herzen des Publikums. Gemeinsam mit ihren Freundinnen beschliesst die über Achtzigjährige nach dem Tod ihres Mannes, im Emmentaler Dorf Trub eine Lingerie-Boutique zu eröffnen. Es war Stephanie Glasers erste Hauptrolle in einem Kinofilm (im Alter von 86 Jahren!) und die Begeisterung, mit der sie am Ende der Vorführung bejubelt wurde, war beeindruckend. Ich habe so etwas später kaum je wieder erlebt. Nicht weit von mir sass Produzent Alfi Sinniger, dem die Freude ins Gesicht geschrieben stand.

Nach diesem Triumph beschlossen die Produzenten, den «kleinen» Film, der ursprünglich nur fürs Fernsehen bestimmt war, in die Kinos zu bringen, wo er als einer der erfolgreichsten Schweizer Filme gefeiert wurde.

Wie der Titel besagt, ist es nie zu spät, einen Traum zu verwirklichen, und ist er noch so verrückt. Eine Tragikomödie von Bettina Oberli mit grossartigen Schauspielerinnen, die Stephanie Glasers Begeisterung mittragen.

Seit ihr Mann gestorben ist, geht Martha nicht mehr zum Sonntagsjass. Im Emmentaler Dorf Trub macht man sich Sorgen. Ihre Freundinnen Lisi, Hanni und Frieda wollen Martha aufmuntern und schlagen ihr vor, sich einen alten Traum zu erfüllen. Die 80-jährige Schneiderin eröffnet kurzerhand eine eigene Lingerieboutique. Als das Dorf davon erfährt, ist es vorbei mit der Ordnung.