Niccolò Castelli über «Chrigu»

Ich besuchte die Zürcher Hochschule der Künste, als ich «Chrigu» bei einer Vorpremiere für uns Studierende sah. Christian Ziörjen (1982-2005) war im selben Jahr wie ich an der ZHdK aufgenommen worden, musste aber einige Monate vor Studienbeginn absagen – wegen seiner Krankheit, die ihn in seinem Film begleitet. Chrigu hätte mein Mitstudent werden sollen, ein Kollege und Freund, doch es blieb ihm nicht die Zeit dazu.

Mit 23 Jahren lebt man die Utopie eines Lebens ohne Ende, ohne Grenzen. Konzerte, Filme, Partys und die Lust, mit den eigenen Talenten zu experimentieren: Das ist das Lebensgefühl, das in diesem Alter mitschwingt. So auch bei Christian und mir damals im Jahr 2005, die wir beide 1982 geboren sind. Der Film erzählt von einem Menschen mitten im Leben, dessen Zeit abläuft: Chrigu liegt im Sterben. Was für ein Schlag.

Jan Gassmann hat den Film zusammen mit Chrigu gedreht und ihn nach dessen Tod fertiggestellt. Es ist eine Hommage an die Freundschaft. Und es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der uns mit dem wenigen Sauerstoff, der ihm bleibt, zuschreit, jeden Tag zu geniessen. Das sind wir uns selbst sowie jenen schuldig, die nicht mehr da sind.

Der Film hält die Gegenwart über das Ende hinaus fest. Damit ist er auch eine schmerzhafte Hommage an das Leben.