Seraina Rohrer über «Kampf der Königinnen»

Dokumentarfilme über Schweizer Bräuche haben Tradition. Der 1984 geborene Walliser Regisseur Nicolas Steiner greift einen davon auf und porträtiert das Finale im Walliser Ringkuhkampf, bei dem Eringer Kühe gegeneinander antreten, ohne dass dabei Blut vergossen wird. 

Die skurrilen Nebenfiguren, so ein urchiger Kuhzüchter, eine Töffli-Gang oder ein unerfahrener Zürcher Radioreporter, machen den Kontrast zwischen Moderne und Tradition augenfällig und heben den Film vom klassischen Heimatfilm ab. Anstatt den Brauch zu romantisieren, überhöht Steiner mit seinen durchkomponierten rhythmisch montierten Schwarz-Weiss-Aufnahmen so stark, dass wir als Zuschauerinnen und Zuschauer deren Echtheit konstant hinterfragen. Gleichzeitig können wir uns dem Sog der Bilder nicht entziehen und geben uns dem emotionalen filmischen Spektakel vollumfänglich hin. Und genau dies macht die Einzigartigkeit von «Kampf der Königinnen» aus: der Film ist hochästhetisch und kritisch zugleich. Kein Wunder, dass das Filmfestival Berlinale den modernen Heimatfilm einlud und Filmkritikerinnen und -kritiker ihn hochjubelten, obwohl es sich eigentlich um einen «Übungsfilm» handelt, den Steiner während seines Studiums realisierte.